Die gotische Kapelle wurde 1495-1497 von Brucker Bürgern errichtet und 1794 profaniert. Von 1795 – 1842 wurde sie als Postwagenstation genutzt und weiter bis 1920 als Wirtshaus „Geistwirt“ bewirtschaftet. Von da bis 1999 befanden sich Wohnungen der Stadtgemeinde Bruck in der Kapelle. 2011 wurde sie durch Philipp Harnoncourt „ wiederentdeckt“. 2012 gründeten die sechs Geschwister Harnoncourt den Förderverein zur Rettung der Heiligen Geist Kapelle. 2013 wurde mit der Sanierung begonnen. 2014 fand der geladene Wettbewerb statt. 2016 begann die Planung zur Neugestaltung.
Die Kapelle ist durch ihre spezielle Lage im Verkehrsknotenpunkt zwischen Bundesstraße, Autobahn und Eisenbahn ausgezeichnet.
Die Öffnungen an den drei Seiten werden nur mit Klarglas verschlossen. Die Transparenz schafft Einblick in die komplexe Dreidimensionalität des Gebäudes, sogar Durchblick unter gewissen Blickwinkeln. Die klaren Fensterflächen sind gebrochen durch jeweils einen dreigliedrigen Sprung, einen unregelmäßigen Riss, einen metallischen Glühfaden; ein zerbrechliches Stigma, dessen Form abgeleitet ist von der Form der aus drei Richtungen verknoteten Verkehrswege. Trotz seiner im Zusammenhang gebotenen ornamentalen Zurückhaltung, soll seine grafische Kraft auch von Vorbeifahrenden wahrgenommen werden, als feine aber scharfe Irritation, nicht zuletzt auf Grund der unterschwellig anthropomorphen Anklänge. Der Wirkung der alten Gebäudesubstanz soll jedenfalls der Vortritt gelassen werden.
Auch die Portale bestehen nur aus klarem Glas, mit Ausnahme des fortgesetzten metallischen Risses, wo sich die beiden Flügel berühren. Auch wenn sie verschlossen sein sollten, ist die Innenstruktur des Gebäudes für Besucher erlebbar.
Der bestehende Fußboden innen wird komplett abgetragen, der Felsuntergrund wird herausgeputzt. Als neuer Fußboden dient eine selbsttragende, massive Holzplattform, die mit Stahl- Distanzfüßen auf den Felsuntergrund aufgeständert, wird und deren Rand der Innenkontur des Gebäudes zwar folgt, allerdings in abgerundeter Form und mit einer Distanz von etwa 0,30 bis 1,10 m zu den Wandflächen.
Die Plattform besteht in Referenz zum Sternrippengewölbe sowie aus produktionstechnischen Gründen aus sechs spiegelgleichen Teilen, die aus massiven Holzblöcken mittels 3D-CNC-Fräse modelliert werden. Außer im Bereich der Portale sind die Ränder der Plattform zu Sitzbänken geformt.
Der Fußboden bildet eine Insel über dem Felsuntergrund, die über drei Metallstege im Bereich der Portale betreten werden kann. Das warme Material und die bergende, organische Form sollen inmitten des erratischen, mahnenden Kontextes eine einladende, versöhnliche Geste sein.