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Mineroom Studierenden-Wohnheim

Statik: KPZT Kurt Pock
Fertigstellung (Jahr): 2016
Ort: 8700 Leoben
Beschreibung zum Objekt:

Vor vielen Jahren haben findige Produzenten die Spanplatte erfunden. Die Möbelproduktion hat sich dadurch grundlegend geändert. Der Tischler – als Handwerker – blieb auf seiner Kompetenz sitzen und musste den Großteil seiner Arbeit an die Industrie abgeben oder wurde selbst Industrie. Aus kunstvoll konstruierten Massivholzmöbeln, gezimmert aus Stäben und Brettern, wurden Kisten. Das Problem der Fläche war somit gelöst. Kein Rahmen mit Füllung – nur Platte. Schnell, günstig, formstabil, massentauglich. Das Holz wurde so klein zerschreddert, leimgetränkt, gepresst, bis es alle Eigenschaften, die es lebendig machen, verlor, denn diese Eigenschaften braucht und will niemand. Die Beschäftigung mit diesem lebendigen Material, der viel Wissen und Kunstfertigkeit erfordert, ging zurück und beinahe verloren. Eine Erfindung revolutionierte ein Handwerk.

Jetzt trifft eine ähnliche Erfindung das Zimmererhandwerk. Die Leimholzplatte erobert in Riesenschritten den Markt. Die Leimholzplatte ist ein sehr intelligentes Produkt, weil es die Schwächen des Holzstabes mit sich selbst bekämpft, ohne ihn komplett aufzulösen, wie es die Spanplatte tut. Der Holzstab ist immer noch sicht- und spürbar, konterkariert sich nur selbst und hebt damit den „Makel“ des einseitigen Schwindens auf, mit dem die Gesellschaft nicht zu Rande kommt. Ein Holzstab hindert den nächsten daran, sich zu bewegen, weil er in Querrichtung mit ihm verbunden ist. Diese Platten - und das ist das Entscheidende – erreichen Größen, sodass eine Geschoßfassade aus lediglich einem Stück errichtet werden kann. Als die Architekten das verinnerlicht hatten, begannen sie, Häuser wie Kartenhäuser zu denken, Kartenhäuser im Maßstab eins zu eins. Wie wir wissen, gibt es Meister im Kartenhausbau, geniale Konstrukteure, die am Wirtshaustisch ihre Konstruktionen bis zur Decke stapeln. Diesen Ehrgeiz gibt es auch im Holzbau. Die Präsenz der Leimholzplatte war bei diesem Holzbaupreis beeindruckend. Und die Stapelhöhe ebenso.

Holz hält also Einzug ins große Baugeschehen und wird dem Massivbau als alternativer, aber sympathischer Holzmassivbau Konkurrenz machen. Es ist einfacher, leichter, schneller, baubiologischer und meist auch einfach schöner, in Holz massiv zu bauen als in anderen Materialien. Aber bitte vergessen wir in der Euphorie über das Praktische nicht das Handwerk. Nämlich das Handwerk des Zimmerers, der den Baum als stabförmiges Material zu Konstruktionen verbindet, und das des Architekten, dessen Aufgabe es ist, mit Material Stadt zu formen. Wenn im Vordergrund lediglich die Ökonomie eines Produktes steht, gehen andere Kulturen dabei zugrunde. Es hilft nichts, wenn grandios gestapelt und gefügte Riesenkartenhäuser unverwandt in der Gegend stehen und der Stadtraum lediglich als Abstandsfläche übrig bleibt.

Beim Studierenden-Wohnheim Mineroom in Leoben hat man die Chance genutzt und ein Kartenhaus gestapelt, das die Schuldigkeit und Verantwortung, die aus solch einer Größenordnung gegenüber dem Stadtraum und Wachstum entstehen, einlöst. Der Bau setzt sich als Blockrand an die Straße. Lässt die Stadt hier wieder dichter und markanter werden. Straßenraum entsteht, öffentlicher Raum. Im Gegensatz dazu der privatere Hof im Inneren. Ein – ich weiß nicht, warum – verpöntes Modell aus der Gründerzeit, das eindeutige Verhältnisse von öffentlicher Stadt und uneinsichtigen, lärmgeschützten Aufenthaltsbereichen schafft. Gekonnt übersetzt mit den Mitteln des modernen Holzbaues. Wäre da nicht der überzogene Brandschutz, könnte man auch im Inneren sehen, fühlen und riechen, welche Qualitäten ein Kartenhaus aus Holz entwickeln kann.

 

Fotocredit: HBP Stmk/G. Ott

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